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Feiern
läßt sich in der Maramures überall und zu jeder Tages- und Nachtzeit! Wenn es wieder soweit ist, dann spielt es auch keine Rolle, aus welchem Anlaß man eigentlich zusammen gekommen ist. Grund genug zum Feiern ist oftmals schon gegeben, wenn sich zwei oder drei Maramureser auf offener Straße begegnen. Dabei können sie vielleicht einen Tag zuvor gemeinsam mit einem Freund gefeiert haben. Ihre Lust am Feiern ist vergleichbar mit der Lust am Leben. Und - bedenkt man den schweren Alltag der Menschen in dieser bergigen und abgeschiedenen Region Europas - ihre Lust am Leben manifestiert sich in der Lust am Feiern.
Dabei ist es nicht immer so, daß die Menschen eine Feier zum Anlaß nehmen, um spektakulär ihre immensen Vorräte an Speisen und Getränken los zu werden. Oft ist eher das Gegenteil der Fall. Doch der Gast ist König, egal, ob er nur um die Ecke wohnt oder halb Europa durchquert hat, um einer Maramureser Feierlichkeit beiwohnen zu können.
Immer scheinen die schmackhaften Gerichte gerade erst fertig geworden zu sein und darauf zu warten, verköstigt zu werden. Ein Getränk findet sich tatsächlich immer, für besondere Gäste muß es wenigstens ein Tuica sein. Der (meistens) Selbstgebrannte eröffnet die Feierlichkeit und - falls die Vorräte ausreichen - begleitet die dann schon torkelnden Gäste bis ans Tor. In der Maramures sind Flaschen dazu da, um - gemäß ihrer Bestimmung - lehrgetrunken zu werden. Das gelingt auch meistens, schwieriger wird es da schon mit den Speisen ... Es ist überall ein ungeschriebenes Gesetz, wenigstens ein Essen mehr im Haus zu haben. Abzirkulierte Portionen und diätorientiertes Essen sind unbekannt , oder - falls schon bekannt - unbeliebt Geschmortes Fleisch hat im Saft - sprich Fett - zu liegen, Suppen sind herzhaft und kräftig, Mamaliga mit fetten Schafskäse und Speck angereichert, Brotscheiben zentimeterdick auf den Tisch zu legen, Kuchen hat süß und cremig zu sein und die chiftelute (mehr als nur eine Bulette) müssen sich auf dem Tisch zu Pyramiden auftürmen. So ungestüm wie gefeiert wird, wird auch gegessen. Da es nicht immer der Reihe nach gehen kann, denn ständig kommen - vom Geruch oder Lärm neugierig geworden - weitere Gäste in die Stube. So wird die Torte zur chiftelute genauso gegessen, wie auch Mamaliga und Brot bestens zusammen passen. Der zwischen den einzelnen Bissen genossene Tuica trennt geschickt die einzelnen Speisen.
Mit diesem Gemisch im Magen ist dann der Grundstein für eine ordentliche Feier gelegt. Tanzen und Singen sind in der Maramures ohnehin die Künste schlechthin, fast jeder kennt zahllose Lieder, viele können zudem noch phantastisch dazu singen. Tanzen können sowieso alle! Wenn dann jemand dazu kommt, der ein Musikinstrument beherrscht und sogar besitzt, ist die Feier nicht mehr zu vergessen. Verbrüderungen und Freundschaften entstehen in Sekunden, Feindschaften sind vergessen und ein rauschartiger sowie emotional geladener Zustand nimmt von allen Besitz.
Dann wird das Leben augenblicklich schwerelos und die drückenden, finanziellen Probleme zu lustige Anekdoten umgedichtet. Das Feiern steckt an, selbst zurückhaltende Menschen werden ausgelassen und in den Rausch mit hineingezogen. |
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