Michael kommt jedes Jahr regelmäßig wie die Störche nach Rumänien. Würde es noch eine namenfreie Jahreszeit in der Maramures geben, man hätte sie nach ihm benannt! Ich weiß zwar nicht mehr genau, wie oft das nun schon so geschehen ist, aber ich weiß, dass es zum Glück auch in den nächsten Jahrzehnten so bleiben wird!!! Es gibt sogar Bäuerinnen (warum eigentlich keine Bauern?), die bei uns in etwa kurz vor seinem jährlichen Besuch telefonisch anfragen, wo er denn bleibe? Ich kann sie natürlich immer beruhigen, denn Micha wird so sicher wie das Amen in der Kirche auch bei ihnen vorbeischauen. Bevor er in die Kernzone der Maramures einreist, macht er immer Station bei einer unüberschaubaren Zahl Zigeunern. Die Fotos die er uns dann mitbringt, belegen anschaulich, dass er dort fast noch bekannter ist, als hier bei uns! Ein Glück, dass er dort nicht unsere Telefonnummer preisgegeben hat, wir würden sie ansonsten schon Monate vor seiner Ankunft beruhigen müssen. Dabei bringt Micha nicht etwa (obwohl er einen als LKW zugelassenen kleinen Transporter fährt) Hilfspakete zu ihnen, oder verteilt gar Kilogrammweise Süßigkeiten unter den Bedürftigen. Nein, im Gegenteil, es scheint, dass sich alle allein über sein bloßes Kommen freuen! Natürlich bringt Micha all die herrlichen Fotografien mit, die er im Jahr zuvor bei ihnen machen konnte, weshalb die Zigeuner bestimmt denken, das Michael eine Art kostenloses und fahrendes Fotoatelier betreibt, dass europaweit agiert und weswegen man aus diesem Grund längere Wartezeiten in Kauf nehmen muss. Die Vorfreude ist bekanntlich die Schönste und so bringt Micha ihnen jedes Jahr die Fotos vom Vorjahr ins Haus, bestimmt auch aus dem Grund, damit sie sehen können, wie sie in der Zwischenzeit wieder gewachsen und älter geworden sind, wie sich ihr Leben auch mal zum Positiven verändert hat, und ihre Lehmhäuser möglicherweise besser geworden sind. Ich sehe auf all den Fotografien tatsächlich glücklich lachende Kinder und gastfreundliche Zigeuner, die Micha mit Freude ein schmackhaftes Essen anbieten und nicht ungastlicher sind, als ihre rumänischen Nachbarn.
In Obcina war ich mit Micha auch gewesen, und zwar über Nacht. Auf diese Weise hatten wir einen intimen Einblick in das Leben der Kinder werfen können. Meinem Film „Der Kinderberg“ hatte diese zweite Drehphase den alles entscheidenden Kick gegeben.

Wir wünschen Dir Alles Gute!