Gunter und Tom kamen mit schwerem Gepäck ins Weintal. Jack Wolfskin sollte wohl diesmal auch in der Maramures seine Spuren hinterlassen ... Einen Eintrag im Guinnes-Buch der Rekorde für die schwersten Rucksäcke, die jemals durchs fast unentdeckte Farcau-Gebirge geschleppt worden sind, könnten sie nun für sich beanspruchen. Meine gut gemeinten Tips, abzuspecken und auf Hirtenkäse zu setzen und dafür weniger Instant-Essen mitzunehmen, konnten sie nicht dazu ermutigen, sich die Säcke zu erleichtern. Man hatte fast den Eindruck, dass ihre, wie sie selbst betonten, wohlweislich zu Hause gebliebenen Frauen die Rucksäcke absichtlich mit überflüssigen Balast vollgestopft hatten. Frei nach dem Motto: Besser ein schwer bepackter Mann im fernen Rumänien als ein leichtfüssig durch Griechenland Wandernder. Und, jetzt können wir ja ehrlich sein, manchmal schien die griechische Sonne den einen oder anderen schwach werden zu lassen ... aber die Jungs haben die Zähne zusammengebissen, ihre teuflisch schweren Rucksäcke geschultert, und vielen unbekannt Gebliebenen bewiesen, das es in Good old Germany auch noch Helden gibt. Es ist ihnen hoch anzurechnen, dass sie diese Leistung in einer Gegend vollbracht haben, in der so gut wie niemand Notiz davon zu nehmen pflegt. Es war der berühmte Weg zu sich selbst, und besonders Gunter konnte uns davon ein Lied singen ... und damit brachte er uns dann mit einer berauschend gut gespielten Gitarre an den wanderfreien Abenden zum Schwingen. Das sich Tom als Einstimmung auf die bevorstehenden Bergtouren ausgerechnet die Dachmansarde im Pavillon als Kletterstudio aussuchte, war mit mir und den dort ihr Nest bauenden Mörder-Wespen nicht abgestimmt gewesen.

Da der Regen in den Bergen einfach nicht abklingen wollte, ließen sie am Ende ihre schweren Rucksäcke einfach bei uns stehen, und blieben noch eine entspannte Woche in den Liegestühlen sitzen. Man weiß halt, wo es am Schönsten ist ... und es wurde eine schöne Zeit! Beispielsweise erlebten wir gemeinsam mit ihnen das Prislop-VolksFest "Hora la Prislop", auf dem Gunter seine Liebe zur Maramures weiter vertiefen konnte ... und Tom eine urige Teufelsmaske erwarb. Auch die Feuerabende mit Tuica und Steinpilzpfanne werden den Beiden im kommenden Winter so einige wehmütige Erinnerungen bescheren ... aber sie wollen ja in absehbarer Zukunft den Pop Ivan bei strahlender Sonne - und wie angekündigt - bei Schnee besteigen. Wir werden dann jedenfalls ihr Gästezimmer für alle Fälle warm halten ...

Zum Abschluss noch ein Gedicht von Tom, inspiriert vom Prislop-Bergfest, das, wie ich finde, sehr gelungen ist.

Hora la Prislop 2004
Maramures im Norden.

Wolkenverhangen – wie so oft dieser Tage.
Dennoch! Im Grase Horden
von Sonntagsmenschen. Bergschreckenplage!

Rodna mächtig im Süden,
Berge in schwarzweiß – Scherenschnittsilhouette.
Im Grase dösen die Müden:
Hackfleisch mit Knoblauch, Bier, Zigarette.

Trachten weiß, rote Westen,
Kinderstimmgewirr – Aufregung in Gesichtern;
Anzugrede: Gruß den Gästen!
Ein Mädchen singt. Gar nicht schüchtern.

Gitarren mit vier Saiten,
Flöte folgt Geige. Bunte Hüte, Schafwollmützen.
Männerkapellen schreiten
schon spielend zur Bühne. Zuhörer schwitzen.

Es lebe die Dissonanz!
Wen kümmerts, es klingt. Fotografen lichten ab
bühnenseitig bunten Tanz,
Blumenmädchen stolz. Zurück hiernach, bergab.

Buden bunt, Standgewimmel,
Huhn in heißem Öl, Ochs am Spieß und Bier vom Fass,
Zuckerwatte. Wolkenhimml!
Von oben droht es nass.

Plastikplunder aus Taiwan:
Glitzer, Bänderkram, Sonnenbrillen, Schmuck und Uhr.
Beim Künstler dort steht niemand an.
Gibt's Schaffellmasken, Schnitzwerk nur.

Zwischen Bussen ab ins Tal.
Hora la Prislop, sie spieln bald im Regen!
Das war es schon. Für dieses Mal.
Und nächstes Jahr? Hätt´ nichts dagegen.

Tom Petrick 8/04

Wir wünschen euch alles Gute!