Das Wassertal (rumänisch Valea Vaserului) ist schon längst mehr, als nur eine lokale Berühmtheit. Jährlich, vornehmlich in den Sommermonaten, lockt es hunderte Touristen aus dem In-und Ausland mit der Wassertalbahn den Flußlauf hinauf. Dabei wird vielen spätestens nach der Abfahrt klar, daß der Weg das eigentliche Ziel ist.

Die meisten Urlauber fahren mit der "CFR", der Caile Ferate Forestier wie sie auf rumänisch heißt, einer dazumal in Resitza gebauten Dampflokomotive. Hinter den 3 Initialien versteckt sich das Abenteuer schlechthin. Was Erlebnishungrige auf entfernteste Kontinente treibt, bleibt angesichts dieser Eisenbahnfahrt unbegreiflich. Knapp 40 km reichen den noch bei der CFF Angestellten aus, im Mitfahrendem das Gefühl alter Goldgräberzeiten wiederentstehen zu lassen. Die zur Arbeit hinauffahrenden Waldarbeiter sehen allerdings in der zwischen 4 und 7 Stunden dauernden "Fahrt" eher eine Möglichkeit, die Trinkvorräte ihrer Freunde oder besser - die spendabler sowie passend ausgerüsteter Touristen - abzutrinken.

Üblicherweise, außer Sonntags, ist täglich um 7 Uhr Abfahrt. Doch wäre es falsch, sich darauf zu verlassen. Die unlängst (oder doch nicht?) privatisierte CFF hat den Schauwert ihrer Immobilie weitestgehend erkannt, und verlangt mittlerweile von ausländischen Touristen eine Taxe von 20 DM. Dadurch erwirbt man, neben dem Ticket, auch eine schöne Farbfotografie der Dampflok im Postkartenformat(Foto: Michael Schneeberger), doch Anrecht auf einen Sitzplatz ergibt sich daraus allerdings nicht. Alles ist und bleibt ungewiß. Das ständige Rangieren unmittelbar vor der Abfahrt suggeriert Geschäftigkeit, bleibt dem Zuschauer in seinem tieferen Sinn aber weitestgehend undurchsichtig. Die Frage ist und bleibt, ob es jemals anders gewesen war?

Ursprünglich fuhren mit dieser Bahn vornehmlich Zipser Sachsen zum Holzfällen für eine Woche hinauf ins Wassertal. Bis heute bleibt es ungeklärt, ob die harte Arbeit im Wald als Preis für die Freiheit empfunden wurde, den häuslichen Sorgen wenigstens für kurze Zeit entkommen zu sein. Mögliche Auskunft darüber geben viele überlieferte Geschichten. Sicher überliefert ist, dass die verwegenen Holzfäller jeden Freitagabend von ihren besorgten Frauen abgeholt wurden. Dabei galt die Sorge nicht ausschließlich dem geliebten Mann, sondern vielmehr seinem Wochenlohn. Der lief nämlich Gefahr, auf schnellstem Weg die ausgedursteten Waldarbeiterkehlen hinunterzufließen. Wenigstens diese Tradition ist von den - nicht weniger besorgten - rumänischen Frauen in die moderne Zeit hinübergerettet worden. Gott sei Dank!