Aktuelle Informationen zur letzten Naturkatastrophe in der Maramures ...
Naturkatastrophe im Wasser-& Wischautal

Selten wird in den mitteleuropäischen Medien über die Maramures berichtet. Die Bergarbeitersiedlung Borsa ist bis zum 10.03.2000 weitestgehend unbekannt gewesen. Das hat sich über Nacht nun schlagartig geändert. Das die Mienen um Borsa unproduktiv geworden und seit Jahren langsam vor sich hinrotteten, war Eingeweihten kein Geheimnis geblieben. Doch das nur wenige Wochen nach dem Unfall bei Baia Mare eine weitere Naturkatastrophe die Maramures in die Schlagzeilen der Weltnachrichten bringt, ist unglaublich. Anscheinend ist es den dafür Verantwortlichen völlig gleichgültig, was in ihren Zuständigkeitsgebieten vor sich geht!

Das wenige, lobenswerte und marktfähige Kapital der Maramureser, ihre halbwegs intakte Natur, geht nun auch spektakulär den Bach runter ...

Aktuelle Meldungen:

13.03.2000 20:45 Uhr


In Rumänien etwa 35 Staubecken mit Abwasser gefährdet


Von Wolfgang Gast

Rumäniens Umweltminister Romica Tomescu hat am Montag in Bukarest die
Bereitschaft der Bundesregierung begrüßt, nach dem zweiten Giftunfall in
einem Bergwerk im Norden des Landes schnelle und unbürokratische Hilfe zu
leisten.

BUKAREST, 13. März. Die Parlamentarische Staatssekretärin im
Bundesumweltministerium, Gila Altmann, nahm den zweiten Giftunfall innerhalb
von sechs Wochen zum Anlass, sich kurzfristig mit einer kleinen Delegation
von Fachleuten vor Ort über das Ausmaß des Unfalls zu informieren. Die
bündnisgrüne Staatssekretärin bot den Einsatz eines mobilen Testlabors des
Technischen Hilfswerkes an, um die Laborkapazitäten vor Ort erhöhen zu
können. Darüber hinaus sei die Bundesregierung bereit, an einer
Risikoanalyse mitzuwirken, in der die umweltgefährdenden Betriebe erfasst
und Katastrophenschutzpläne aufgestellt werden könnten.
Nach mehrtägigen Regenfällen war in der staatlich betriebenen Blei- und
Zinkgrube Baia Borsig in der Region Maramures ein Damm auf einer Länge von
etwa 25 Metern gebrochen. Mehr als 22 000 Tonnen schwermetallhaltiger
Klärschlämme wurden dabei weggespült, die über den Fluss Theiß auch ins
benachbarte Ungarn gelangten.

Bei einem Treffen mit der Delegation aus der Bundesrepublik erklärte
Tomescu, der zweite Giftunfall sei weitaus glimpflicher verlaufen als der
erste. Die Grenzwerte seien nur geringfügig überschritten worden. Am 30.
Januar waren im 120 Kilometer westlich von Borsa gelegenen Baia Mare nach
einem Dammbruch in einer Goldmine 100 000 Kubikmeter einer zyanidhaltigen
Giftlauge ausgelaufen, die erst den Fluss Theiß und dann die Donau
verseuchte.

Die rumänischen Behörden machen in erster Linie die widrigen
Witterungsverhältnisse für die beiden Umweltkatastrophen verantwortlich.
Tagelanger Regen und eine plötzlich einsetzende Schneeschmelze hätten zu den
Dammbrüchen geführt. Im Büro des Umweltstaatssekretärs Anton Vlad heißt es,
es gebe 30 bis 35 ähnliche Staubecken. Jedes davon könne bei ähnlichem
Wetter "eine Gefahr darstellen".

Tomescu kündigte an, die Staatssekretärin Altmann bei einem Besuch in Baia
Mare begleiten zu wollen. Das ursprüngliche Ziel der deutschen Besucher, die
in den Bergen gelegene Zink- und Bleigrube Baia Borsa, war nach Angaben des
Umweltministeriums in Bukarest wegen einer ein Meter hohen Schneedecke
praktisch nicht erreichbar. Gegenüber den Bergwerksbetreibern will Tomescu
nun das Verursacherprinzip "entschlossen" anwenden. Der Minister räumte
allerdings ein, dass viele der Betriebe nicht über die finanziellen Mittel
verfügten, "schnell auf die Forderungen des Umweltschutzes reagieren zu

können".[ dokument info ]

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14.03.2000 14:03 Uhr

Nach zweitem Giftunfall prüfen EU-Experten Umweltrisiko in Rumänien

Bukarest/Brüssel/Budapest (dpa) - Nach dem zweiten Giftunfall in einem rumänischen Bergwerk binnen sechs Wochen beraten internationale Experten, wie solche Unglücke in den maroden Minen des Landes künftig zu vermeiden sind. Eine Expertengruppe der EU aus sieben Umweltfachleuten hat sich dazu am Montag erstmals in Brüssel getroffen. Unterdessen gab der rumänische Umweltminister Romica Tomescu die Zahl der gefährdeten Bergwerke in seinem Land mit 30 an. Dies berichtete Tomescu am Montag in Bukarest bei einem Gespräch mit der deutschen Umwelt-Staatssekretärin Gila Altmann. Die Grünen- Politikerin will sich auf einer dreitägigen Reise im Nordwesten Rumäniens über dortige Umweltrisiken informieren.

Der am Freitag aus einem Klärbecken im Bergwerk Borsa ausgelaufene 70 Kilometer lange Verschmutzungs-Teppich erreichte über den Fluss Theiß am Montag die nordostungarische Ortschaft Dombrad, teilte das Umweltschutz-Inspektorat Obere Theiß in Nyiregyhaza mit. Die Blei- Konzentration in dem mit Schwermetallen versetzten Flusswasser verringerte sich den Angaben zufolge: Sie betrug am Vortag 0,04 Milligramm pro Liter. Bei Eintreffen der Schadstoffwelle an der ukrainischen Grenze hatte dieser Wert noch bei 0,13 Milligramm pro Liter gelegen. Nach dem EU-Standard liegt der zulässige Grenzwert bei 0,05 Milligramm pro Liter.

Der rumänische Umweltminister Tomuescu bekräftigte, sein Land wolle jede Art von Ratschlägen und Hilfen aus dem Ausland annehmen, um seine Umweltprobleme zu lösen. Nach Angaben von Staatssekretärin Altmann will die Bundesregierung ihre Hilfen mit der EU- Expertengruppe koordinieren. Von den 640 Millionen Euro, die Rumänien jetzt jährlich als Integrationshilfe aus Brüssel bekomme, seien 120 Millionen Euro für Umweltschutz vorgesehen. Die Bundesregierung biete Rumänien zudem ein mobiles Messlabor sowie Hilfen für Risikoanalysen der Sicherheit von Bergbaukläranlagen an.

Die EU-Sonderkommission, die "Baia Mare Task Force", werde nicht nur die Unglücksursache des ersten Giftunfalls von Ende Januar sondern auch den jüngsten Unfall untersuchen, teilte eine Sprecherin der EU-Kommission am Montag in Brüssel mit. Ende des Jahres werde die Gruppe aus sieben Umweltspezialisten der EU- Kommission, der Vereinten Nationen, der Umweltorganisation WWF sowie Ungarns, Rumäniens und Bulgariens ihren Abschlussbericht vorlegen.

Bei beiden Unglücken hatte die rumänische Seite unvorhergesehene hohe Niederschläge und Tauwetter als Ursache angegeben. Umweltminister Tomescu sagte, vermutlich seien bei den geborstenen Klärbecken geltende Bestimmungen für Vorsichtsmaßnahmen nicht eingehalten worden. Nach den vorliegenden Informationen hält auch die EU-Sonderkommission starke Regenfälle für die wahrscheinlichste Ursache der Dammbrüche an den Klärbecken der Bergwerke, wie die Sprecherin in Brüssel weiter mitteilte.

Die an der Sondereinheit beteiligte Umweltorganisation WWF kritisierte in einem in Brüssel veröffentlichten Schreiben, dass es nach wie vor keine klaren Informationen über die Giftwerte am Unglücksort in Rumänien gebe. Der obere Teil der Theiß sei bei dem ersten Unglück verschont geblieben und hätte der Ausgangspunkt für eine Revitalisierung des ökologisch weitgehend toten Flusses sein können. Die neuerliche Verschmutzung mit Schwermetallen werde aber "jedes neue Leben in dem Fluss verhindern, der sein Immunsystem verloren hat".


©dpa

12.03.2000 16:03 Uhr

Rumänien sorgt sich um Image-Schaden - war der Unfall unvermeidlich? von Kathrin Lauer, dpa

Bukarest (dpa) - Wieder hat eine Umweltkatastrophe Rumänien international in die Schlagzeilen gebracht. Der Gift-Unfall droht das Image des armen exkommunistischen Landes, das in die Europäische Union (EU) strebt, weiter zu beschädigen. Das scheint momentan das Problem zu sein, das die rumänischen Behörden am meisten beschäftigt. Unklar bleibt andererseits, ob Rumänien eine Verantwortung für das Unglück anerkennen wird.

Anders als nach dem Zyanid-Unglück vor fünf Wochen, das vor allem im Nachbarland Ungarn massives Fisch-Sterben auslöste, reiste Umweltminister Romica Tomescu jetzt, offenbar um außenpolitische Schadensbegrenzung bemüht, sofort zum neuen Unglücksort. Er ließ verlauten, dass er auch den Ministerpräsidenten Mugur Isarescu ständig über seine Beobachtungen vor Ort informiere.

Im Bergwerk Borsa war am Freitag der Deich eines Klärbeckens gebrochen, so dass Schwermetalle in Zuflüsse der auch durch die Ukraine, Ungarn und Jugoslawien fließenden Theiß gerieten. Borsa liegt etwa 150 Kilometer östlich des Zyanid-Unglücksorts Baia Mare, am westlichen Rand der Ostkarpaten. Zwischen Baia Mare und Borsa erstreckt sich die urtümlichste Bauerngegend Rumäniens, deren spektakuläre Trachten und Holzkirchen Tausende Touristen anziehen könnten.

Das elf Hektar große Klärbecken in Borsa liegt, wie es auf rumänisch heißt, "im Gehirn der Berge" und ist nur über einen derzeit tief verschneiten Gebirgspfad zu erreichen. Das machte auch am Sonntag die Arbeiten zur Schadensbegrenzung schwierig. 40 Arbeiter waren damit beschäftigt, mit Baggern Geröll anzuhäufen, um das Becken notdürftig abzudichten. Bis der Deich repariert wird, kann es Monate dauern. Doch nun sei es ausgeschlossen, dass weitere giftige Abwässer in den benachbarten Gebirgsfluss Vasar fließen, weil nach dem Unglück die Ablagerung von verseuchtem Bergbau-Schlamm eingestellt wurde, sagt der örtliche Umweltbeauftragte Ioan Gherhes.

Gherhes ist auch wegen der sozialen Folgen des Unglücks besorgt. 2 400 Bergleute hätten keine Arbeit, wenn das Bergwerk stillgelegt werden würde. Neben der Landwirtschaft ist der Abbau von Zink, Blei und Edelmetallen seit dem 18. Jahrhundert die wichtigste Einnahmequelle der Region.

Unklar blieb vorerst, ob Rumäniens Verantwortliche etwas aus den beiden Gift-Unfällen lernen werden. In der Region gibt es insgesamt 16 Kläranlagen für Bergbau-Reste mit jeweils zwei oder drei offenen Becken, die von Deichen umgeben sind, deren Sicherheitszustand unklar ist. Der Inhalt all dieser Becken ist mehr oder weniger mit Zyanid belastet, sagt der Umweltbeauftragte Gherhes. Beide Unfälle - in Baia Mare und Borsa - liefen nach demselben Schema ab: Nach massiven Niederschlägen und Tauwetter brachen die Deiche.

Einerseits stellte der Umweltminister Tomescu klar, dass er nach dem Zyanid-Unglück Ende Januar verlangt habe, dass in der Region alle Klärbecken überprüft werden. Er verlangte generell ein umweltpolitisches Umdenken. Andererseits meint der örtliche Umweltbeauftragte Gherhes, dass die Betreiber der Anlage Borsa, das staatliche Bergwerk Remin, von den außergewöhnlichen Wetterverhältnissen überrumpelt gewesen seien.

Selbst der Vorsitzende der rumänischen Öko-Partei, Marcian Bleahu meint, dass das Unglück wie eine Naturkatastrophe nicht zu vermeiden gewesen sei.

©dpa

12.03.2000 15:50 Uhr

Wieder Giftunfall in Rumänien - deutsches Expertenteam nach Bukarest

Bukarest/Budapest/Berlin (dpa) - Nach einem erneuten Giftunfall in einem rumänischen Bergwerk hat die Bundesregierung am Sonntag ein Expertenteam nach Bukarest entsandt. Es soll bei der Bekämpfung der Umweltschäden helfen, nachdem 22 000 Tonnen schwermetall-belastete Bergbau-Reste nach einem Dammbruch beim nordwestrumänischen Bergwerk Borsa in die Theiß gelangt waren. In dem Fluss, der auch durch die Ukraine und Ungarn fließt, wurde eine erhöhte Konzentration von Blei gemessen. Erst vor knapp sechs Wochen hatte sich nach einer Panne in einer rumänischen Goldmine eine giftige Zyanid-Welle in die Theiß ergossen und fast alles Leben ausgelöscht.

In der Nacht zum Sonntag erreichte die 70 Kilometer lange schwermetallhaltige Schadstoff-Lauge Ungarn. Nach ersten Messungen in der Grenzstadt Tiszabecs, wo die Theiß aus der Ukraine kommend nach Ungarn fließt, lag die Blei-Konzentration knapp über dem Grenzwert, teilte das Umweltschutz-Inspektorat in Nyiregyhaza mit.

Wie das Umweltministerium in Bukarest am Nachmittag mitteilte, lag die Schwermetallbelastung in der Theiß nur geringfügig höher als normal. Jedoch liege Blei-Belastung mit 0,187 Milligramm pro Liter mehr als drei Mal höher als nach den Normen der EU zulässig. Dies hätten Messungen am Ort Teceu ergeben, dem Punkt an dem die Theiß rumänisches Territorium verlässt und westwärts in die Ukraine weiterfließt.

Erhöhte Werte, die jedoch unter den EU-Grenzwerten lägen, seien in Teceu außerdem bei Zink, Eisen, Mangan und Kupfer gemessen worden. Das Umweltministerium erklärte erneut, dass die Gewässer in der Unglücksregion Borsa ohnehin von Natur aus mehr Schwermetalle enthielten als anderswo. Daher sei die Wirkung des Unfalls an sich gering. Weder für die Bevölkerung, noch für Flora und Fauna gebe es ein besonderes Risiko, hieß es weiter aus dem Umweltministerium.

Anders als nach dem Auslaufen von 100 000 Kubikmetern Giftbrühe aus dem Bergwerk Baia Mare vor knapp sechs Wochen trat dieses Mal bislang kein Fischsterben ein. Experten verweisen darauf, dass sich Schwermetalle wie Blei, Zink und Kupfer im Flussschlamm absetzen, in der Nahrungskette anreichern und ihre schädigende Wirkung auf Mensch und Natur langfristig entfalten. Nach dem ersten Giftunfall waren hunderte Tonnen tote Fische in der Theiß registriert worden.

Die Bundesregierung schickte am Sonntag ein Expertenteam zur Unterstützung im Kampf gegen die Umweltschäden in Rumänien nach Bukarest. Unter Leitung der Parlamentarischen Staatssekretärin Gila Altmann soll die Gruppe konkrete Hilfsmaßnahmen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit erörtern, teilte das Ministerium mit. Die Regierung hat angeboten, ein mobiles Messlabor des Technischen Hilfswerks zu entsenden.

Das WWF-Auen-Institut hat Sofortmaßnahmen zur Schadensbegrenzung für die Theiß gefordert. Der Schlamm, der sich noch am Unfallort befindet, müsse schnellstmöglich durch einen Damm gesichert werden, damit er sich nicht mit erneuten Niederschlägen ausbreite, hieß es in einer Mitteilung der Organisation am Sonntag. Experten der Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF) hatten sich am Samstag vor Ort einen Eindruck von der Lage verschafft.

In Ungarn löste die erneute Verschmutzung der Theiß Verbitterung aus. Sie betrifft nämlich auch den vom vorangegangenen Unglück verschont gebliebenen oberen Theiß-Abschnitt zwischen Tiszabecs und Vasarosnameny, wo der Fluss Szamos (Somes) einmündet, über den die vorangegangene Giftwelle die Theiß erreicht hatte. Diese hatte praktisch alle höheren Lebensformen in der Theiß unterhalb der Szamos-Mündung vernichtet. Fachleute erhofften sich die Regenerierung des beschädigten Theiß-Abschnittes durch die Zuwanderung von Lebewesen aus den verschont gebliebenen Gewässern.

In der von der neuerlichen Verschmutzung betroffenen Region im Nordosten Ungarns wurde unterdessen die Trinkwasser-Entnahme aus der Theiß verboten. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban verlangte, dass notfalls auch unter Aufbietung internationalen Drucks Rumänien dazu "gezwungen" werden sollte, mit Ungarn ein Umweltschutzabkommen zu unterzeichnen, das auch Schadenersatzfragen regelt. Der ungarische Umweltschutzminister Pal Pepo beklagte, von der rumänischen Seite kaum informiert worden zu sein. Das rumänische Umweltministerium wies diesen Vorwurf am Sonntag zurück. Dies seien "unbegründete Spekulationen", sagte eine Sprecherin.

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12.03.2000 10:44 Uhr

Die Ökokatastrophe an Theiß und Donau richtete immense Schäden an

Hamburg (dpa) - Zyanid-versetztes Schlammwasser hat vor wenigen Wochen in Rumänien und den Nachbarstaaten immense Schäden an der Natur angerichtet. 100 000 Kubikmeter der giftigen Fracht wälzten sich über die Flüsse Theiß und Donau bis zum Schwarzen Meer. Auf mindestens 700 Kilometern Flusslänge wurde auch die finanzielle Existenz vieler Anrainer zerstört.

Das Unglück hatte am 30. Januar in der siebenbürgischen Kleinstadt Baia Mare im Nordwesten Rumäniens seinen Angang genommen. Dort brach der Damm eines Klärbeckens der australisch-rumänischen Goldmine Aurul, die mit Zyanid Gold aus dem Gestein wäscht. Der Damm war durch anhaltende Regenfälle so aufgeweicht, dass er nachgegeben hatte. Über das Flüsschen Somes gelangte die Brühe in die aus der Ukraine kommende Theiß, die durch Ungarn fließt und in Serbien in die Donau mündet.

Auf mehreren hundert Kilometern wurde nach Darstellung der Umweltorganisation World Wide Fund of Nature (WWF) "praktisch alles Leben ausgerottet". Ein bis zwei Jahrzehnte werde es dauern, bis sich die Natur erholt habe, schätzten ungarische Experten.

Mehrere hundert Tonnen toter Fische wurden aus den Flüssen geholt und mussten wie Sondermüll entsorgt werden - die Fischer sind am Ende. Fischadler und andere seltene Vögel verendeten an verseuchtem Aas. Langfristig für Mensch und Tier gefährlich sind ausgewaschene Schwermetalle, die sich in der Nahrungskette festsetzen können.

Nach fünf Wochen gab der WWF erst kürzlich teilweise Entwarnung. Zumindest das ökologisch sensible Mündungsgebiet der Donau sei von Auswirkungen des Giftunglücks weitgehend verschont geblieben. Die Konzentration des Zyanids habe sich auf der 1 950 Kilometer langen Strecke stark reduziert.

©dpa

12.03.2000 9:24 Uhr

Schadstoffe in der Theiß erreichten Ungarn - erhöhte Blei-Werte

Budapest (dpa) - Nach einem erneuten Unfall in einem rumänischen Bergwerk hat die erste Welle von Schadstoffen im Fluss Theiß in der Nacht zum Sonntag Ungarn erreicht. Wie die ungarische Nachrichtenagentur MTI meldete, wurde zunächst mit 0,2 Milligramm pro Liter eine erhöhte Konzentration von Blei gemessen. Der zulässige Wert in Ungarn beträgt die Hälfte. Weitere Messergebnisse wurden am Sonntagnachmittag erwartet.

Fischsterben wurde am Sonntagmorgen nach Medienberichten nicht registriert. Die neuerliche Verschmutzung wird in Ungarn sechs Wochen nach einer gleichfalls von einem rumänischen Bergwerk ausgegangenen Zyanid-Verseuchung der Flüsse Szamos (Somes) und Theiß mit besonderer Bestürzung aufgenommen. Die jetzige Verschmutzung betrifft nämlich den vom vorangegangenen Unglück unberührt gebliebenen oberen Theiß-Abschnitt zwischen der ukrainischen Grenze und der Szamos-Einmündung.

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban verlangte am Samstag am Rande eines Treffens mit seinem slowakischen Amtskollegen Mikulas Dzurinda in der südostungarischen Stadt Bekescsaba, dass notfalls auch unter Aufbietung internationalen Druckes Rumänien dazu "gezwungen" werden sollte, mit Ungarn ein Umweltschutzabkommen zu unterzeichnen, das auch Schadenersatzfragen regelt. Der ungarische Umweltschutzminister Pal Pepo beklagte, von der rumänischen Seite kaum informiert worden zu sein.

In der von der neuerlichen Verschmutzung betroffenen Region im Nordosten Ungarns wurden bislang keine besonderen Katastrophenschutz-Vorkehrungen getroffen. Die Behörden erwägen gegebenenfalls, die Entnahme von Trinkwasser aus der Theiß zu verbieten. Betroffen wären davon 13 Gemeinden mit 22 000 Einwohnern.

©dpa

12.03.2000 3:54 Uhr

Gift in der Theiß erreicht Ukraine - Neue Messdaten verzögern sich

Bukarest/Budapest/Brüssel (dpa) - Zwei Tage nach dem neuen Giftunfall in einem rumänischen Bergwerk liegen noch immer keine präzisen neuen Messwerte über die Schadstoffbelastung des Flusses Theiß vor. Ursprünglich für Samstagabend erwartete neue Angaben des Umweltministeriums in Bukarest blieben aus; mit ihnen wird nun für heute (Sonntag) gerechnet.

Der Grenzfluss Theiß, der auch durch Ungarn und die Ukraine fließt, hatte sich am Samstag auch im ukrainischen Abschnitt laut Augenzeugenberichten während mehrerer Stunden dunkelbraun gefärbt. Die Konzentration der Schwermetalle lag dort nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax deutlich über den erlaubten Grenzwerten.

Zuvor hatte das rumänische Umweltministerium bekannt gegeben, die Theiß sei mit Zink, Blei und Eisen belastet. Die Verseuchung sei jedoch weniger schlimm, als zunächst befürchtet.

Auch nach Einschätzung des World Wide Fund For Nature (WWF) ist die jetzige Belastung der Theiß offenbar nicht so schwer wie nach dem Zyanid-Unfall im rumänisch-australischen Goldbergwerk Baia Mare vor fünf Wochen. Damals waren 100 000 Kubikmeter Giftlauge ausgetreten und hatten praktisch den gesamten Fischbestand der Theiß vernichtet.

Rund 22 000 Tonnen schwermetallbelasteter Klärschlamm waren am Freitag nach einem Dammbruch beim nordwestrumänischen Bergwerk Borsa in den Fluss Vasar gelangt, dessen Wasser 50 Kilometer weiter die Theiß erreichen. Die Grenzwerte für Zink, Blei und Eisen seien in den betroffenen Gewässern deutlich überschritten worden, berichteten die rumänischen Behörden.

Frühere Angaben, wonach die Zink-Konzentration in der Theiß die Grenzwerte um das fünfzigfache überschritten hätten, wurden als falsch zurückgenommen. Die Zinkwerte lagen um das fünffache über den erlaubten Limits. Die Bleikonzentration habe zuletzt 0,08 Milligramm pro Liter (Grenzwert: 0,05 Milligramm/Liter) und die Eisenkonzentration 1,4 Milligramm/Liter (Grenzwert: 1,0) betragen.

Ungarn hat unterdessen die EU-Kommission um Unterstützung nach dem neuen Giftunfall gebeten. Es gehe dabei um Experten-Sachverstand, sagte die Sprecherin von EU-Umweltkommissarin Margot Wallström am Samstag der dpa in Brüssel. "Wir sind außerordentlich besorgt", sagte die Sprecherin. Die Kommission könnte Anfang kommender Woche möglicherweise drei Experten in die Unglückregion schicken.

©dpa

11.03. 20:44 Uhr

Gift in der Theiß erreicht Ukraine - Neue Messdaten verzögern sich

Bukarest/Budapest/Brüssel (dpa) - Nach dem neuen Giftunfall in einem rumänischen Bergwerk sind am Samstag auch am ukrainischen Ufer des Grenzflusses Theiß erhöhte Schadstoffwerte gemessen worden. Das Wasser sei für Stunden dunkelbraun gefärbt gewesen, berichteten Augenzeugen laut der Nachrichtenagentur Interfax. Die stellenweise gemessenen Zyanidswerte lägen mit 0,1 Milligramm pro Liter am oberen Grenzwert. Die Wasserentnahme aus dem Fluss wurde gestoppt.

Die Theiß, die auch durch Ungarn fließt, sei mit Zink, Blei und Eisen belastet worden, hatte das rumänische Umweltministerium zuvor mitgeteilt. Zunächst noch für den Samstagabend erwartete genauere Messergebnisse blieben jedoch aus. Mit ihnen sei wohl erst am Sonntagmorgen zu rechnen, hieß es. Die Verseuchung sei jedoch geringer als im ersten Moment befürchtet.

Auch nach Einschätzung des World Wide Fund For Nature (WWF) ist die jetzige Belastung der Theiß offenbar nicht so schwer wie nach dem Zyanid-Unfall im rumänisch-australischen Goldbergwerk Baia Mare vor fünf Wochen. Damals hatten 100 000 Kubikmeter ausgetretene Giftlauge praktisch den gesamten Fischbestand der Theiß vernichtet.

Rund 22 000 Tonnen schwermetallbelasteter Klärschlamm waren am Freitag nach einem Dammbruch beim nordwestrumänischen Bergwerk Borsa in den Fluss Vasar gelangt, dessen Wasser 50 Kilometer weiter die Theiß erreichen. Die Grenzwerte für Zink, Blei und Eisen seien in den betroffenen Gewässern deutlich überschritten worden, berichteten die rumänischen Behörden. Frühere Angaben, wonach die Zink-Konzentration in der Theiß die Grenzwerte um das fünfzigfache überschritten hätten, wurden als falsch zurückgenommen. Die Zinkwerte lagen um das fünffache über den erlaubten Limits. Die Bleikonzentration habe zuletzt 0,08 Milligramm pro Liter (Grenzwert: 0,05 Milligramm/Liter) und die Eisenkonzentration 1,4 Milligramm/Liter (Grenzwert: 1,0) betragen.

Ungarn hat unterdessen die EU-Kommission um Unterstützung nach dem neuen Giftunfall gebeten. Es gehe dabei um Experten-Sachverstand, sagte die Sprecherin von EU-Umweltkommissarin Margot Wallström am Samstag der dpa in Brüssel. "Wir sind außerordentlich besorgt", sagte die Sprecherin. Die Kommission könnte Anfang kommender Woche möglicherweise drei Experten in die Unglückregion schicken.

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11.03.15:01

Folgen von neuem Giftunfall unklar - Erhöhte Schwermetall-Werte

Bukarest/Budapest/Brüssel (dpa) - Einen Tag nach dem neuen Giftunfall in einem rumänischen Bergwerk sind am Samstag im Fluss Theiß erhöhte Schwermetall-Werte gemessen worden. Die Theiß, die auch durch die Ukraine und Ungarn fließt, sei mit Zink, Blei und Eisen belastet worden, teilte das rumänische Umweltministerium mit. Das genaue Ausmaß der Umweltschäden war aber noch unklar. Die Verschmutzung sei offenbar geringer als ursprünglich befürchtet, hieß es.

Auch nach Einschätzung des World Wide Fund For Nature (WWF) ist die jetzige Belastung der Theiß offenbar nicht so schwer wie nach dem Zyanid-Unfall im rumänisch-australischen Goldbergwerk Baia Mare vor fünf Wochen. Damals hatten 100 000 Kubikmeter ausgetretene Giftlauge praktisch den gesamten Fischbestand der Theiß vernichtet. Langfristig könnten die Schwermetalle im Boden jedoch eine Gefahr insbesondere für Kleinlebewesen werden, sagte am Samstag eine Sprecherin des WWF- Aueninstituts in Rastatt. Zudem sei durch das neue Unglück auch der letzte ökologisch wertvolle Abschnitt der Theiß verseucht worden. Dieses rund 150 Kilometer lange Flussstück sei vom Unglück von Baia Mare verschont geblieben.

Rund 22 000 Tonnen schwermetallbelasteter Klärschlamm waren am Freitag nach einem Dammbruch beim nordwestrumänischen Bergwerk Borsa in den Fluss Vasar gelangt, dessen Wasser 50 Kilometer weiter die Theiß erreichen. Die Grenzwerte für Zink, Blei und Eisen seien in den betroffenen Gewässern deutlich überschritten worden, berichteten die rumänischen Behörden. Frühere Angaben, wonach die Zink-Konzentration in der Theiß die Grenzwerte um das fünfzigfache überschritten hätten, wurden als falsch zurückgenommen. Die Zinkwerte lagen um das fünffache über den erlaubten Limits. Die Bleikonzentration habe zuletzt 0,08 Milligramm pro Liter (Grenzwert: 0,05 Milligramm/Liter) und die Eisenkonzentration 1,4 Milligramm/Liter (Grenzwert: 1,0) betragen.

Am Samstag dauerten die Bemühungen an, den Schadstoffausfluss aus dem geborstenen Klärbecken zu stoppen. Dies war mühsam, weil die Zufahrt wegen Hochwassers blockiert war. Umweltminister Romica Tomescu sagte im rumänischen Rundfunk, er sei zuversichtlich, dass das Leck im Deich bis Sonntag vollständig geschlossen werde.

Tomescu, der sich seit Freitagabend am Unglücksort befindet, beklagte, dass Ratschläge seines Ministeriums zur Vorbeugung von Umwelt-Unfällen in der Region zum Teil nicht befolgt worden seien. Diese Maßnahmen habe er nach der Zyanid-Katastrophe in Baia Mare verlangt. Dort war ebenfalls der Deich eines Klärbeckens geborsten. Tomescu forderte Strafen für Umweltsünder in seinem Land. Zudem müsse ein "Umdenken" in Richtung Umweltschutz bei der Industrie einsetzen.

Ungarn hat unterdessen die EU-Kommission um Unterstützung nach dem neuen Giftunfall gebeten. Es gehe dabei um Experten-Sachverstand, sagte die Sprecherin von EU-Umweltkommissarin Margot Wallström am Samstag der dpa in Brüssel. "Wir sind außerordentlich besorgt", sagte die Sprecherin. Die Kommission könnte Anfang kommender Woche möglicherweise drei Experten in die Unglückregion schicken.

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11.03.13:33 Uhr

Telefonat mit Franz Denk, Oberwischau, Sonnabend, 13.12 Uhr:

Seit gestern morgen ist die Vaser schwarz, stinkt und ist extrem hoch, es treiben massig tote Fische auf dem Fluß, das Trinkwasser in Oberwischau ist abgesperrt, der Mittelpfosten der Zipserrei-Brücke ist zerstört, der Autoverkehr über die Brücke ist verboten, die Brücke droht einzustürzen, die Zipser sind quasi eingesperrt.
Einziger Lichtblick!!! Das Gift aus dem Bergwerk Baia Borsa kommt über Novicor in die Vaser. D.h.: die ganzem Weiler im Wassertal, also Botiz, Schulligulli, Feinen, Mackerlau, etc. sind nicht bedroht und wenn sich der untere Teil der Vaser wieder erholt hat, können Fische von oben nachwandern...

11.03.13:33 Uhr

Ungarn bittet Brüssel um Unterstützung bei neuem Giftunfall

Brüssel (dpa) - Nach dem erneuten Gift-Unfall in Rumänien hat das Nachbarland Ungarn die EU-Kommission um Unterstützung gebeten. Es gehe dabei um Experten-Sachverstand, sagte die Sprecherin von EU-Umweltkommissarin Margot Wallström am Samstag der dpa in Brüssel. Die Bitte sei am späten Freitagabend eingegangen.

"Wir sind außerordentlich besorgt", sagte die Sprecherin. Die Kommission könnte Anfang kommender Woche möglicherweise drei Experten in die Unglückregion schicken. Vorher müssten aber noch weitere Informationen eintreffen. So sei immer noch nicht klar, um welche Art der Verschmutzung es sich tatsächlich handele. Derzeit sehe es so aus, als ob der Unfall begrenzter sei als der vorige. Nach Informationen der Kommission war das Bergwerk in Rumänien nicht mehr tätig.

Die nach der Cyanid-Katastrophe vor wenigen Wochen von der EU aufgestellte "Baia Mare Task Force" habe über den Umweg des ungarischen Umweltministers Pal Pepo erfahren, dass Rumänien zuversichtlich sei, die Verschmutzung an der Quelle zu stoppen. Das erste Treffen der EU-Einsatzgruppe ist für Montag in Brüssel vorgesehen; dabei werde sicherlich auch über den neuen Unfall gesprochen werden, sagte die Sprecherin.

Bei dem Unfall in dem nordwestrumänischen Bergwerk Borsa war der Deich eines Klärbeckens für Bergbau-Reste gebrochen; es ergossen sich 22 000 Tonnen schwermetallbelasteter Schlamm in das Flüsschen Vasar. Achtung: Folgen Überblick und Zusammenfassung bis 1430

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11.03.11:31 Uhr

Erneuter Giftunfall in rumänischem Bergwerk bedroht wieder die Theiß

Bukarest/Wien (dpa) - Nur fünf Wochen nach der giftigen Zyanid- Welle droht den Flüssen Theiß und Donau schon wieder eine Umweltkatastrophe. Aus einem Klärbecken des rumänischen Bergwerks Borsa ergossen sich am Freitag 22 000 Tonnen schwermetall-belastete Bergbau-Reste in das Flüsschen Vaser. Von dort gelangte die Giftfracht in den Fluss Viseu und erreichte vermutlich noch am Abend auch die Theiß, hieß es auf Anfrage aus dem Umweltministerium in Bukarest.

Rumäniens Umweltminister Romica Tomescu traf am Abend bei dem Bergwerk ein, wo am Vormittag der Deich eines Klärbeckens gebrochen war. Man habe die Behörden in den Nachbarländern Ungarn und Ukraine gewarnt, berichtete das rumänische Umweltministerium.

Das Bergwerk "Remin", dem das Klärbecken bei Borsa gehört, ist in Staatsbesitz. Regen und Tauwetter hätten den Deich auf einer Länge von 25 Metern und einer Tiefe von zehn Metern zum Einsturz gebracht, hieß es. In den vergangenen zwei Tagen seien in Borsa 37 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen.

Borsa liegt in der Nähe von Baia Mare, wo Ende Januar aus dem Klärbecken eines Goldbergwerks Zyanid und Schwermetalle ausgeflossen waren. Diese Giftwelle hatte die Flüsse Theiß und Donau auf weiten Strecken verseucht und ein massives Fischsterben zur Folge.

Das Unglück in dem von einer australischen Firma betriebenen Goldbergwerk war erst mit mehr als einwöchiger Verzögerung bekannt geworden, als die Giftlauge bereits die Theiß erreicht hatte. Hunderte Tonnen Fische starben in dem verseuchten Wasser, auch die Fischotter-Bestände wurden ausgerottet.

Die Theiß war bis zum Unglück für seine hervorragende Wasserqualität und als eines der besterhaltenen Biotope in Osteuropa bekannt gewesen. Die Giftlauge erreichte auch die Donau und floss über Jugoslawien, Rumänien, Bulgarien und die Ukraine bis ins Schwarze Meer. Die Trinkwasserversorgung entlang von Theiß und Donau wurde schwer beeinträchtigt. Erst am Mittwoch hatte das WWF Entwarnung für das Donaudelta gegeben. (Achtung: Dazu hat dpa auch zwei Hintergründe - dpa 0640/1852 und dpa 0569/1734 - gesendet.)