Holztor in Sugatag
Kirchen und Tore

Zeige mir dein Tor, und ich sag dir wer du bist. Die Beziehungen der Maramureser zu ihren Hoftoren ist - unter finanziellem Gesichtspunkt - fast nicht nachvollziehbar! Meistens sind diese Objekte mit Schnitzereien versehen, vier und mehr Meter hoch und stabil gebaut. Die Häuser hinter den Toren haben eher ein bescheideneres Maß.

Gleiches Tor nah
Der wahre Maramureser möchte dieses Holztor, um Sonntags mit seiner Familie darunter versammelt zu sitzen. Mit diesem, in der Regel architektonisch gelungenem Kunstwerk im Rücken, fühlt er sich mit seiner Heimat verbunden. Dieses Gefühl läßt er sich auch eine Menge Geld kosten, denn es ist was Bleibendes, und möglicherweise auch an ihn Erinnerndes entstanden. Inschriften in den Toren bestätigen das.
Kirchenneubau in Ieud
Wer solche Tore bauen kann, der kann natürlich noch schönere Kirchen bauen. Dabei geht der Maramureser dermaßen geschickt mit Holz um, daß sie vollkommener nicht sein könnten. Dieses Talent hat sich unter den Kennern der Materie längst in Europa herumgesprochen. Und sogar in Amerika haben Tischler aus Birsana erst vor Kurzem eine Kirche errichtet.
Ebenda
Meines Erachtens sollten die Maramureser bei ihrem traditionellem Werkstoff, dem Holz, bleiben. Denn wenn sie anfangen, moderne Materialien einzusetzen, kommen sie in des Teufels Küche. Dann versagen ihre Talente, verschwindet ihr nachtwandlerisches Gespür für Proposition und Ästhetik. In Bogdan Voda, hier gar nicht erst dokumentiert, steht ein aktuelles Beispiel mit abschreckender Wirkung.
Mittagspause in Ieud
Den alten Männern und Frauen bleibt es vorbehalten, ihren Lebensabend vor ihren Höfen sitzend und schwatzend zu verbringen. Praktisch sind die Dächer, wie sich jeder leicht vorstellen kann. Witzigerweise sind die Bushaltestellen in der Maramures, wenn überhaupt als solche auszeichnet, meistens nicht überdacht. Beim Nachbarn ist es sowieso gemütlicher!
Vor dem Haus in Sacel
Holztor eines hauses in Bogdan Voda
Für einige Maramureser haben die Tore schon eine andere Bedeutung erhalten. Sie sollen in erster Linie ihren Reichtum anzeigen. Ich freue mich immer wieder, das vor diesen pompösen Toren sich mehr oder weniger Niemand zum verweilen aufgefordert fühlt. So sprechen sie eher von der sozialen Armut ihrer Besitzer.
Altes Holztor in Sugatag
Ein altes, im Laufe der Jahre wunderschön verwittertes Holztor. Die Feuchtigkeit nagt ärgerlicherweise an allen Ecken und Kanten, und auch hier wird der abstützende Stock nicht mehr lange den Besitzer davor bewahren können, ein neues Tor zu bauen. Man kann nur hoffen, das dieses alte, mit archaischen Stilelementen verzierte Tor nicht Opfer Wärme spendender Flammen wird. Es ist allerdings sehr zu vermuten ...
Rekonstruktion der"Kirche am Berg" von Ieud
Russisch-orthodoxe Kirche in Poiana de sub Munte