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Religiosität
Wer ist in der Maramures nicht religiös? Wenn es darum geht, würde man anläßlich einer Umfrage niemanden ernsthaft finden, der derartiges von sich behaupten würde. Natürlich ist die Situation in den Städten etwas anders, aber Städte, im eigentlichen Wortsinn, gibt es ja nicht. |
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Der orthodoxe Glaube ist in den Augen eines Mitteleuropäers etwas ziemlich Unverständliches. Einer Messe oder Zeremonie beizuwohnen, ist schon fast ein Abenteuer. Doch die Wenigsten halten dieses Abenteuer bis zum Ende durch. Denn eines benötigt man als Grundvoraussetzung: Sitzfleisch und winters einen dicken Mantel. |
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Wer glaubt, hier Glauben mit Aberglauben verwechseln zu können, der irrt gewaltig. Die orthodoxe Kirche hat es über Jahrhunderte geschafft, sich gegen westeuropäische, unirierte Einflüsse zu erwehren. Sie ist - modern ausgedrückt - nach wie vor angesagt. Da spielt es auch keine Rolle, ob sich in den letzten Jahren ein aufklärerischer Zug in den Bergen der Maramures durchgesetzt hat. |
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Mit den Enttäuschungen der Menschen konnte die Kirche seit Jahrhunderten gut umgehen, denn hier kann sie sich auf ein großes Erfahrungspotential beziehen. Trost und Hoffnung zu spenden, den Ärmsten der Armen eine warme Mahlzeit spendieren und Namen in endlosen Gebeten vorzusingen, können aber immer weniger das Volk beruhigen. Innerhalb der Kirche macht sich ein Autoritätsverlust breit, denn die Menschen werden unruhig. |
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Der Bau neuer Gotteshäuser kann nicht darüber hinwegtäuschen, das es an der Basis unruhig wird. Die letzten, komprimierenden Jahrzehnte unter der Diktatur waren verhängnisvoll. Auch haben sich - und wen wunderts - viele Popen ihre Pfründe gesichert. Ihr Wohlstand ist ein Faustschlag ins Gesicht der einfachen Menschen. |
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Für die Bauern spielen solche Überlegungen allerdings eine untergeordnete Rolle. Sie sehen zwar mit erstaunten Augen den Reichtum der Kirche und ihrer Angestellten, wie beispielsweise in solchen Klöstern wie Birsana, doch erfüllt es sie auch mit Stolz. Es ist ihnen viel lieber, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem berühmten oder prachtvollen Kloster zu wohnen, als vor den Toren zu skandieren. |
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Es gibt unzählige Bräuche und Rituale in der Maramures. Die Regionalität ist prägend. Hier sieht man Kinder, wie sie brennende Autoreifen wie besessen um sich drehen. Es kommt zu regelrechte Feuerblockaden auf den wenigen Hauptverkehrsstraßen. Wer an diesem Tag die Maramures befährt, fühlt sich wie ein eingeschüchterter Statist in einem Actionfilm. |
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Der Hintergrund dieser wilden Happenings ist selbst Bewohnern nicht immer klar. Es spielt allerdings auch keine große Rolle, welchen Nutzen das einmal gehabt haben könnte. Wichtig ist es, dabei zu sein. Es kann allerdings ziemlich gefährlich werden, denn die brennenden Gummiteile fliegen wie Napalmbomben durch die Gegend. So einige Kinder behalten Brandmale auf Gesicht und Händen als bleibende Erinnerung an diesen Tag. |
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Zu diesem Foto möchte ich allerdings einige erklärende Worte verlieren. Diese Frau ist - vom Schicksal hart getroffen - jedes Jahr zu Maria Himmelfahrt zu "besichtigen". Ich wähle dieses harte Wort absichtlich, denn die Art und Weise der Herausstellung menschlicher Deformationen hat in den letzten Jahren besorgniserregend zugenommen. An diesem Tag versammeln sich dutzende Krüppel - aber auch solche, die es zu sein vorspielen - um für ihre Behinderung Geld zu kassieren. Die um Abbitte hierher pilgernden Menschen sind an diesem Tag besonders spendabel. |
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Schuld an diesem entsetzlichen Schauspiel sind natürlich nicht die Krüppel. Sie sind oftmals geradezu gezwungen, die wie zugenähten Taschen der Pilger anläßlich großer, religiöser Feiertage zu öffnen. Der Staat hat sich nämlich aus der Verantwortung für das, von ihm verschuldete Elend, weitestgehend verabschiedet. Soziale Einrichtungen sucht man in der Maramures buchstäblich wie die Nadel im Heu. Die Kirche ist auch zu sehr mit der Restaurierung und dem Neubau neuer, noch prunkvollerer Gotteshäuser beschäftigt ... |
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Die public relation- Agenturen von Kirche und Coca-Cola scheinen in manchen Fällen sogar gemeinsame Wege zu gehen. Jedenfalls hat sich bisher noch niemand an dieser Kombination gestört. Im Gegenteil: Als ich das Foto machte, erntete ich nur gelangweilte Blicke der Anwohner dieses Kiosks... |
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Dieses Foto bedarf einer Erklärung. Wie der interessierte Besucher dieser Seite sicher schon festgestellt haben wird, handelt es sich hier nicht um eine orthodoxe Zeremonie. Es gibt eine schlichte wie ergreifende Erklärung für diese Situation. Hier heiraten zwei, von Rumänien respektive der Maramures begeisterte Berliner in einem, wie für diesen Moment geschaffenen Tal ihrer Wahl. Die Mineralquelle zu ihren Füßen soll ihnen ein langes Lieben und Leben ermöglichen. Wir wünschen es ihnen vom Herzen! |
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