|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Hochzeiten
Einer Bauernhochzeit beizuwohnen ist für alle, auch die Abgeklärtesten unter den Maramuresern, höchste Lebensfreude. Es ist fast so, als würden sich alle mit dem Brautpaar zusammen noch einmal selbst verheiraten wollen. Dieser Tag, so sagt man landauf und landab, ist der schönste im Leben. Und - von außen betrachtet - ist er es auch! |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Dabei ist die ganze Angelegenheit nicht nur freudevolle Ausgelassenheit. Das Brautpaar, sofern es noch jung ist - das hier abgebildete Mädchen war noch unter 16 Jahre jung - hat an diesen Tagen, denn es sind mindestens drei, so einige Stationen zu durchlaufen. Mal ganz abgesehen vom streß-und tränenreichen Anfang. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Wer glaubt, daß hier heiratet, was sich liebt, der irrt gewaltig. Auf dem Land gelten noch andere Gesetze. Das Mädchen muß schon sehr eigensinnig und hartnäckig sein, wenn es ihren Favoriten innerhalb der Familie durchkriegt. Falls nicht, wird es damit über den Schmerz hinweggetröstet, daß sie ja noch nicht wissen kann, was für sie gut ist. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Mit den Jahren zeigt sich ja ohnehin, daß die Eltern ihre Fehler nur wiederholt haben wollen. Leider schwebt über so einigen Feste ein dunkler Schatten, doch wer sich nur einen Abend lang amüsieren will, der sollte sich über diese Probleme nicht den Kopf zerbrechen. Es ist in der Maramures nichts unbeliebter, als emanzipatorische Grundsatzdiskussionen, erst recht nicht an solchen Tagen. Hier wird Glück anders definiert. Unsere Anschauungen lassen sich wirklich nicht ins Rumänische Übersetzen ... |
|
 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Die Vorbereitungen nehmen meisten eine ganze Woche in Anspruch. Es müssen mehrere Gänge den ausgehungerten Gästen aufgetischt werden, Getränke herbeigeschafft oder am Besten gleich selbst gebrannt werden. Die Arbeit wird bei großen Anläsen von erfahrenen Profis erledigt. Aber meistens bewältigen die Verwandten selbst das Wesentliche. |
|
 |
|
 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Für die Gäste heißt es, sich auf eine lange Nacht einzustellen. Es ist üblich, die Kosten durch eine Sammelaktion kurz vor Mitternacht wieder "reinzuholen". Der Preis für eine Teilnahme an einer Hochzeit ist nicht gering, und so wird gegessen und getrunken, was der Magen faßt. Es läßt sich leicht vorstellen, daß nicht alles auch dort bleibt, für Nachschub wird aber die ganze Nacht gesorgt ... |
|
|
 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Am nächsten Tag, sofern die Sonne nach einer derartigen Orgie überhaupt noch aufgehen will, begleitet das Dorf seine neue Familie zum eigenen Haus. Wer diesen Weg gehen kann, hat eigentlich großes Glück gehabt. Es ist nämlich eher üblich, daß die jungen Eheleute noch jahrelang mit den Eltern in einem Haus leben. Hier ist es aber so gewesen, das die Ehe auch in einem eigenem Haus beginnen konnte. Erwartungsvoll und ein wenig neidisch stehen die Brautjungfern bereit. |
|
|
 |
|
 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Das Interesse ist groß, niemand will irgend etwas verpassen. Viele dutzend Menschen drängen sich in die Stube und quetschen sich durch die Fenster in den Raum. Es wird hier sinnigerweise besser nach dem Fest renoviert, denn unter dem Druck der Massen ist schon vieles in Scherben zerfallen. |
|
|
 |
|
 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Auf dem Bett hat sich das Paar - in Erwartung der ersten, jetzt allerdings nicht vorstellbaren einsamen Nacht - niedergelassen. Der Raum ist übervoll, die Band - fast glaubte ich, sie spielt auf dem Schrank - heizt die Stimmung ins Unermeßliche, die Temperatur dürfte bei 40 Grad aufwärts gelegen haben. Alle stehen bzw. drängeln sich im Raum aneinander, es erinnerte mich irgendwie an die Loveparade! |
|
|
 |
|
 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Schon reißen die ersten Seiten der Violinen, der Rhythmus ist stampfend, die Menschen geraten in tranceartige Zustände. Es wird getanzt, doch ist es mehr ein kollektives Geschaukel. Jeder möchte mit Jedem in ein Gespräch kommen, der Alkoholgeruch mischt sich mit Schweißgeruch und das Erstaunlichste: Niemand verspürt den Drang, so schnell wie nur möglich an die frische Luft zu gelangen! |
|
|
 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
warum dieser Hausparty auch kleinste Babys beiwohnen müssen, bleibt das Geheimnis dieser Mutter. Doch auf diese Weise werden die tanzenden Generationen der Zukunft geschaffen. So gesehen ist es das Beste, was man mit einem kleinen Kind machen kann ... |
|
|
 |
|
 |
|
 |
|
