Atthis und Michael
fragten schon vor ihr Ankunft an, ob es bei uns eventuell frische Sauerkirschen zu kaufen gäbe. Ich war mir nicht so sicher, ob sie gemeinsam mit mir die harte Wahrheit ertragen würden, denn meine Erfahrungen als Likörspezialist sagten mir, dass es noch ein wenig zu früh dafür sein würde. Zur Erklärung: Michael ist im wirklichen Leben Winzer, Atthis dagegen mehr seine Verkosterin. So konnte er seine Unruhe darüber, den mitgeführten Reise-Gärballon mit wertvollem Sauerkirschmost zu füllen, kaum zurückhalten um dann so schnell wie möglich nach Baia Mare zu fahren, wo ich ihm ungeahnte Sauerkirschvorräte versprechen konnte. Mein egoistisches Interesse bezog sich damals noch auf das nur dort erhältliche Schwarzbrot, weshalb ich ihn auf diese Spur ansetzte. Natürlich besuchten Beide zum Schein die dortige Mineraliensammlung, einzig, um die Spannung endlich die Kirschen zu bekommen ins Unermeßliche zu steigern. Noch Abends, mit reichlich Beute zurückgekehrt, begann die titanische Arbeit des Entsteinens der wertvollen Kirschen. 12 Kilogramm kirschen zu entsteinen dauert, jetzt weiß ich es, etwa 10 Stunden. Aber es lohnt sich, denn nur so kann ein preisverdächtiger Wein daraus gekeltert werden. Die ihn dabei beobachtende Anteilnahme war groß und wir sind noch jetzt gespannt, wie der edle Tropfen ausfallen wird. Das war allerdings längst nicht alles, was Michael an Leidenschaften vorzutragen hatte. Es wurden plötzlich offene Gruben mit Sicherheitszäunen umbaut, und um ein Haar wäre die seit Urzeiten offene Trinkwasser-Quelle unserer Großmutter zu einem Bergwerkseingang umgerüstet worden. All das verdanken wir und weitere Bewohner des ahnungslosen Weintals grunddeutschen Tugenden: Arbeitswut und Hilfsbereitschaft. Zum Glück gab es da noch die Großmutter von Atthis, die nämlich aus dem moldauischen CLIT stammte, weswegen wir eine große Recherche-Tour zu den Wurzeln ihrer Familie unternmahmen. Florentina war auch mit an Bord, denn es galt, zeitlich etwa 100 Jahre zurück zu reisen und Menschen zu finden, die sich noch an sie oder ihren Urgroßvater erinnern konnten. Und tatsächlich, nach drei Befragungen konnten wir einen deutschen Mann ausfindig machen, der dort seit seiner Geburt lebt und ihren Urgroßvater, der sich als Förster einen Namen gemacht hatte, persönlich gekannt hatte. So fanden wir auch rasch die Försterei und tauschten mit dem jetzt dort wohnenden Förster 200 Gramm der ehemaligen Heimaterde gegen ein Kilogramm Bohnenkaffee. Ein für alle unvergeßliches Erlebnis und eine wunderbare gemeinsame Zeit. Inzwischen habe ich selbst Blaubeerwein angesetzt, und werde von Micha per Internet betreut.

Wir wünschen Dir Alles Gute!