Im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts stieg der künstlerische Ausdruckswillen der Rumänen sprunghaft an. In der Welt des rumänischen Dorfes bildeten sich einige Malzentren heraus, die sich der alten Tradition der überlieferten Ikonografie verpflichtet fühlten. Doch größtenteils wirkten einfache Dorfmaler, die nur wenige Kenntnisse der Malerei und Ikonografie besaßen. Sie bezogen ihr Wissen aus mit Holzschnitten bebilderten Büchern, die ältere Malereien aus Siebenbürgen und den beiden Fürstentümern darstellten, das Schaffen transkarpatischer Maler sowie die Modellhefte einiger jüngerer Maler. Diese Inspirationsquellen in ihrer Synthese sowohl der byzantinischen wie abendländischen kulturell-künstlerischen Tradition führten zu einer orginellen, meist volkstümlichen und malerischen Kunst. Die marmaroscher Ikonografie entwickelte in den folgenden Jahrzehnten konsequent eine lokale Note, und konsolidierte sich im Sinne der Bewahrung ihrer orthodoxen Traditionen. Leider haben tatarische Beutezüge um 1717 auch die abseits gelegenen marmaroscher Kirchen
geplündert, so daß es nur wenige gut erhaltene Beispiele aus jener Zeit gibt.
Zugleich mit der starken, traditionellen Strömung der "Maroscher Schule" kam es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in fast allen rumänischen Gebieten zur Herausbildung eines neuen Stils, der zu westlichen Ausdrucksformen neigte, aber in der Darstellung allerdings zu gutem Teil orthodoxe Züge bewahrte. Der barocke Stil machte sich in den Werkstätten der Marmarosch erst sehr spät, nämlich gegen Ende des Jahrhunderts bemerkbar. Die Einflüsse des Barock erscheinen daraufhin in der Malerei einiger volkstümlicher Künstler, die ihr Handwerk auch im 19. Jahrhundert ausüben. Es ist die Etappe, in der die kleinen Werkstätten, die Kirchen- und Ikonenmaler, zu Vorläufern der Kunst des folgenden Jahrhunderts werden. Der Übergang der traditionellen, orthodoxen Ikonenmalerei zur abendländischen Ausdrucksform und zur Staffeleimalerei beendet diesen mittelalterlichen Abschnitt in der rumänischen Malerei.
Erzengel Michael
Holzkirche Budesti (Susani), Maroscher Meister,
16. Jahrhunderts
Ikonastas der Holzkirche von Rozavlea
Maler Ion Plohod aus Dragomiresti, stammt aus der Kirche von Valeni,
Zweite Hälfte des 18. Jahrhundert
Mariae Einführung in den Tempel
Maler Ion Plohod aus Dragomiresti, stammt aus der Holzkirche von Valeni,
Marmaroscher Meister, 1779,
Museum Sighetul Marmatiei