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"VIFLAIM. These Kids Are All Right"

DVD-Coverumschlag
"Viflaim"
Der Name "Viflaim", nach dem das weihnachtliche Herodesspiel benannt wird, stammt von dem Namen des Ortes ab, in dem Jesus geboren wurde, Bethlehem. Viflaim ist die damals gebräuchliche Bezeichnung dieser Stadt.

Die Handlung im Viflaim hält sich relativ streng an die biblische Vorlage, und so wird in diesem Stück die Geburt Jesus Christus nachgespielt. So ist die Rede von der Verkündigung, welche die Jungfrau Maria von den Engeln bekommt, dass sie unseren Erlöser gebären wird.
Die Verlobung der heiligen Jungfrau Maria mit dem gerechten Josef,
die Abreise aus Nazareth nach Bethlehem, wo sie sich, gemäß einem Befehl von Kaiser Augustus, eintragen ließen, die Verehrung der Hirten und dem Preisen der Engel, die Ankunft der Weisen geführt vom leuchtenden Stern, die Bosheit von Herodes und seiner aus Angst begangenen Torheit, die Herrschaft zu verlieren.

Um einen interessanten Einblick in die Vorbereitung des Stücks zu bekommen, werden die szenischen Proben und viele damit in Verbindung stehende Auseinandersetzungen dargestellt. Die Regieleistung des Pfarrers von Crasna, der sich die Aufführung des Stücks zum Ziel gesetzt hat und viele seiner diesbezüglich interessanten Statements lassen den Zuschauer hinter die Kulissen dieser Aufführung schauen.

Allein die Namen der Figuren klingen schon abenteuerlich: Taction, Stration, Aceton, Miron, Melchior, Gaspar, Baltazar, natürlich Josef und Maria und Herodes.

Die Figur der Maria wird schon seit einigen Jahren von Mihaela Baraniuc dargestellt. Im wirklichen Leben hat sie gerade eine Ausbildung als Krankenschwester abgeschlossen und erlebt, wie sie im Film beeindruckend erzählt, in ihrem eigenem Leben immer wieder Situationen, die sie an die von ihr verkörperte Figur Maria denken lässt. So wünscht sie sich seit längerem ein eigenes zu Hause. Immer wieder steht auch sie vor verschlossenen Türen und überlegt nun, Rumänien zur Arbeitssuche zu verlassen. In ihrem Dorf ist keine Stelle als Krankenschwester in Sicht.
Ich habe Mihaela neben dem Spieler der Rolle des Herodes als Hauptprotagonistin für den Film ausgesucht. Mir kam es darauf an, nicht nur hinter die Kulissen zu schauen sondern auch die Motivation und näheren Lebensumstände einiger Darsteller kennen zu lernen.

Pastor Vasile hat sich eine große und seine Arbeit als Pfarrer der Gemeinde zusätzlich erschwerende Aufgabe gestellt. Er will die am Viflaim-Spiel interessierten Jugendlichen des Dorfes zusammenbringen und duch eine intensive Probenzeit führen um das schaffen, was in seiner Gemeinde seit gut 40 Jahren Brauch ist: Alljährlich zur Weihnachtszeit ein so genanntes "Großes Viflaimspiel" im Kulturhaus von Crasna zur Aufführung zu bringen.

In sehr ehrlichen und aufschlussreichen Gesprächen erfahren wir vom Pastor Hintergrundinformationen über die Entstehung des Viflaimspiels, das seine Gemeinde und ihn wie jedes Jahr an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringt. Mit großem Engagement versucht er schon während der ersten Proben seinen hohen Anspruch an das szenische Spiel auch auf die Jugendlichen zu übertragen. Wir werden Zeuge ernster Auseinandersetzungen und stehen, wie er selbst, mit staunenden Augen mitten im Geschehen.

Herodes spielt Florin Ardelean. Seit Kindesbeinen träumt er davon, einmal diese Rolle zu interpretieren. Und es scheint so, als wäre es seine Paraderolle. Ihm spielen aber auch erarbeitete Fähigkeiten und Erfahrungen in die Hände. Und nicht zuletzt sein spielerisches und szenischesTalent. Als Student an der Musikhochschule von Cluj kann er imGegensatz zu seinen Mitstreitern auf gewisse theatrale Erfahrungen setzen. Während seiner Abiturzeit in Baia Mare hatte er ein Jahr Gelegenheit gehabt, in einem Laientheater mitzuspielen.

Die Rolle des Herodes ist anspruchsvoll. Einmal abgesehen von der Tatsache das etwa 360 Verse auswendig gelernt und verständlich vorgetragen werden müssen, verkörpert die Figur des Herodes eine der Grundideen des Stücks. Selten hat es eine so in sich zerrissene und widersprüchliche Figur im Volkstheater Rumäniens gegeben.

Die Kostüme sind zum Teil alt und werden wohl auch in Zukunft von Generation zu Generation weitergegeben. Es gibt keinen Kostümbildner oder ähnlich ausgebildeten Volkskünstler, der sich mit Kostümen beschäftigen könnte. Die Jugendlichen kreiiren immer wieder neue Details und versuchen, ihrem Kostüm eine eigene Note zu geben.
Geradezu furchterregend sind die Kostüme von Tod und Teufel. Früher haben sie mit ihren begeistert aufgenommenen Auftritten den Platz vor der Bühne kinderfrei gehalten. Doch inzwischen ziehen die nicht mehr so leicht einzuschüchternden Kinder den Teufeln an ihren Schwänzen. Einzig die Figur des Todes sorgt noch für einen gewissen Respekt unter den Kindern. Und natürlich wollen alle Kinder später diese Maskierten spielen. Warum das so ist, darüber hat sich witzigerweise der Pastor noch keine Gedanken gemacht...
Der Film ist so angelegt, das sich szenische Proben mit Interviewpassagen und Spielszenen aus mehreren Aufführungen abwechseln. Dank der Tatsache, dass ich mit der Kamera nicht nur bei den Proben sondern auch während der Aufführung auf der Bühne und somit hautnah bei den Akteuren und ihrem Spiel sein konnte, fühlt sich der Zuschauer wie Mitten ins Geschehen versetzt.

Es ist ein spannendes Erlebnis, so nah wie sonst nur die Darsteller selbst dieses Stück und dessen Entstehung mitzuerleben.