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"DIE DRITTE VIOLINE"

DVD-Coverumschlag
"Dritte Violine"
Ivan ist ständig mit den unterschiedlichsten Arbeiten beschäftigt. Doch wass er auch tut, alles verrichtet er auf eine ungewöhnliche Art und Weise. So erstaunt er uns auch beim Reinigen seiner Gummistiefel, in dem er einen zu sich genommenen Schluck Wasser plötzlich zu einem improvisierten Wasserhahn werden lässt. Doch das Leben auf dem Berg verlangt viel Geschick und Lebenskunst.

Seine Talente sind geradezu unerschöpflich. Ivan hat es schon als kleiner Junge und nach vielen gescheiterten Versuchen geschafft, sich seine eigenen Maultrommeln zu bauen. So kann er sich inzwischen ein gutes Geld damit verdienen, denn der Klang seiner Maultrommeln hat sich bis Brasov herumgesprochen. Er behauptet, mit seinen winzigen Maultrommeln und nach 60 Jahren intensiver Arbeit viele Pferdekutschen mit füllen zu können...

Immer wieder fallen ihm skurrile Geschichten ein. Beispielsweise hatte er einmal auf einer Hochzeit gespielt, auf der sich die betrunkenen Gäste auf seine Violine gestürzt haben. Er versuchte noch den torkelnden Tänzern auszuweichen, doch umsonst. Von seiner Violine blieb nur Staub übrig, und er hat Beweise. Wenn ich ihn unten in seinem Winterhaus besuchen komme, werde er mir die Splitter der Violine zeigen.

Doch Ivan kann auch sehr nachdenklich werden, und dann kommt es vor, dass er minutenlang Gedanken verloren aus dem Fenster starrt. Aber vielleicht denkt er sich auch nur eine neue Geschichte aus?

Wenn es um die Weihnachtszeit wieder heißt, den etwas reicheren Ruthenen zum Tanz aufzuspielen, ist Ivan ein gefragter Musiker. Mit seiner Violine und einer Gitarre, die meist irgendjemand dazu schlägt, heizt er die Stimmung auf. Dazu gesellen sich noch ein paar kräftige Burschen. Mädchen finden sich auch im Handumdrehen und schon findet eine ausgelassene Party statt. Mit einem besinnlichen Weihnachtsfest hat das zwar wenig zu tun, aber die im nu aufkommende Lebensfreude steckt alles und Jeden an. Ivan ist eigentlich kein Raucher, aber wie sein Nachbar sagt, soll er sich ruhig "Mut zum Spiel anrauchen".

Geradezu eine Sensation ist die Szene, in der Ivan zufällig im Fernsehen den zugegeben etwas schrillen Violinisten Niggel Kennedy hört. Hier treffen Welten aufeinander und natürlich auch die denkbar unterschiedlichsten musikalischen Auffassungen. Ivan kann mit klassischer Musik nur wenig anfangen, gibt aber zu, dass er nur zu gerne eine Musikschule absolviert hätte. Doch seine Mutter brauchte den Jungen zum Lämmerhüten, weshalb sein Leben unabänderlich und wie vorausbestimmt gewesen war.

Ivan ist kein Musiklehrer, doch versteht er es ausgezeichnet, den 10jährigen ruthenischen Jungen Adi (er ist Kennern der Trilogie bereits aus dem 2. Teil bekannt) das Violinenspiel zu vermitteln. Denn, wie er sagt, wer eine Gitarre zu spielen versteht, wird auch eine Violine zum Klingen bringen. Leider stirbt ausgerechnet an diesem Unterrichtstag der Vater von Adi auf unvorstellbar tragische Weise...

Ergreifend mit zu erleben, wie sich die Kinder vom „Kinderberg“ ihren Film anschauen. Der zweite Teil der Trilogie entstand im Sommer des Vorjahres, und die Kinder sind nun ganz aufgeregt, sich in diesem Film wieder zu erkennen. Auch Mihai ist dabei, denn seine Behinderung wird in diesem Kreis wie selbstverständlich aufgenommen.
Mihai hat das Schicksal besonders hart getroffen. Um so beglückender ist es deshalb zu erleben, wie ihn die Kinder mit in ihre Gruppe aufnehmen. Adi ist sein unmittelbarer Nachbar und sitzt viele Abende bei Mihai, natürlich auch, weil es dort Fernsehen zu bestaunen gibt. Mihai hat ein kleines Zimmer, das er sich auch noch mit seiner sehr kranken Mutter teilt.

Seine stärkste Szene hat er dann ganz zum Ende des Films. Zwei Geschwister verlassen auf einem Pferd davonreitend für eine Nacht den Berg, um etwas zum Essen von unten hinaufzubringen. Gabi fühlt sich allein gelassen und beginnt Herz erweichend zu weinen. Ich folge ihm mit der Kamera und versuche, seine kindlichen Gefühle mit einprägsamen Bildern einzufangen.

Irina ist ja mit ihrem Freund Gheorghe der Star des zweiten Teils der Trilogie. Jetzt hat sich ihr Leben sehr deutlich verändert, denn sie hat einen ungewöhnlichen Schritt gewagt. Mit nur 15 Jahren hat sie das Elternhaus verlassen, um mit Gheorghe in „wilder Ehe“ zusammen zu leben. Er wollte erst noch ihre „Jahre kaufen“, aber umgerechnet eintausend Euro für eine Sondergenehmigung waren zu viel des Guten... so einigten sich die Eltern und gaben den Kindern ihren Segen. Ein symbolische Hochzeitsfoto soll ihnen zusätzliches Glück bringen!

Ein Schicksalsschlag Wie ihn Adi und seine Familie erleiden, ist geradezu unmenschlich! Sein Vater stürzt betrunken aus dem Zug und die Kollegen bemerken nichts. Ein entgegenkommender Schnellzug erwischt den armen Mann, und verletzt ihn auf der Stelle tödlich.

Die Totenklagen am Sarg könnten erschütternder nicht sein. Orientierungslos irren alle in dieser irreal wirkenden Situation umher, immer wieder von Schreikrämpfen durchschüttelt. Adi verliert in diesen Minuten wohl nicht nur für immer einen Vater, sondern auch seine unbedarfte und zum Teil glückliche Kindlichkeit.

Trotz bitterer Armut werden alle für eine Beerdigung notwendigen Rituale eingehalten. Der Pfarrer erlässt der Witwe zwar die Beerdigungsgebühr, doch in den nächsten Wochen müssen alle im Wortsinn fasten. Nur eine Woche später stirbt die Großmutter, denn sie hatte den Tod ihres Sohnes nicht verkraftet.

Kaum zu Glauben doch Hafia, die Witwe vom Böttcher Stefan Cut ist auch in diesem Winter mit ihrem letzten Sohn Ivan oben in Obcina geblieben. Der einzige Nachwuchs im Hause Cut - denn Ivan ist immer noch ohne Frau und Kinder - sind die gerade am Vorabend neu geborenen Lämmer. Hafia gibt ihnen mit der Flasche Milch und berichtet dabei nachdenklich über einen Traum, den sie erst neulich hatte. Es war ihr Stefan erschienen, beim Heumachen, doch er sagte ihr, dass er nicht mitkommen und in sein eigenes Haus gehen werde...
Endlich ist das Fasten vorbei. 6 Wochen vor Ostern hatte es begonnen, doch nun können endlich wieder Fleisch und Milchprodukte genossen werden. Und natürlich auch ein Gläschen Schnaps, dass hier Ivan schon mal aus Vorfreude auf die erhoffte "Dritte Violine" zum Verkosten freigibt.

Adi und seine Mutter beten derweil noch in der Kirche. Der Junge leidet sehr unter dem Verlust seines Vaters. Immer noch denkt er an ihn und wünscht sich, dass alles wieder so wie früher werden könnte. Doch die Realität ist eine andere, seine Mutter bekommt nur ein kärgliches Kindergeld für ihre 4 Kinder, und so war die Fastenzeit besonders karg ausgefallen.

Endlich kommt der ersehnte Augenblick und die "dritte Violine" kann ausgepackt werden. Die Überraschung ist groß, denn sie hat eine für die regenreiche Bergluft wie geschaffene wasserabweisende Hülle. So kann Ivan auch weiterhin bei Schnee und Matsch aufspielen, doch er muss sich nun nicht mehr allzu sehr um den Klang sorgen machen. Natürlich wird die Violine sofort gestimmt und ausprobiert.

Und auch Adi kann sich freuen. Dank der dritten Violine bekommt er von Ivan die "rote Violine" überreicht. Mit ihr hatte Ivan in den letzten Jahren an so vielen Orten zum Tanz aufgespielt, das selbst seine Fantasie nicht ausreicht, sich eine witzige Metapher dazu auszudenken. Adi zieht somit am Ende des Films stolz und hoffnungsvoll in die "Tiefe des Raumes"...