Schon wer die "Grenzen" zur Marmarosch passiert, wird eine feierliche Grundstimmung verspüren. Die Menschen haben einen anderen Gang und das Leben folgt sichtbar anderen Gesetzen. Die Dorfstraßen sind belebt, überall stehen Menschen in Gruppen beisammen und sprechen miteinander. Die plötzlich auftauchenden Fuhrwerke zwingen den Reisenden, sich diesem Lebensrhythmus anzupassen. Geduld - rumänisch: rabdare - ist noch eine Tugend.

Es gibt für die Bauern der Marmarosch einige Dutzend bedeutende, übers Jahr verteilte Feiertage. Es ist wichtig, an Feiertagen nicht zu arbeiten. So ruht die Feldarbeit, hört man keine Holzfäller im Wald arbeiten und die Kneipen im Dorf füllen sich mit traditionell gekleideten Männern und manchmal auch Frauen. Den Kindern wird Eis und Limonade spendiert, und man kann schon mal eine Oma dabei beobachten, wie sie mit einer Zuckerwatte in der Hand träumend die Straße überquert. Jede Volksgruppe hat zudem noch ihre eigenen Feiertage. So reichen sich die, immer liebevoll vorbereiteten Feierlichkeiten die Hand, werden ständig größere Mengen deftiger Speisen vorbereitet und gegessen. Da Rumänen mit Zipsern gemeinsam arbeiten, oder jemand der ungarischen Minderheit angehört, müssen sich die Auftraggeber in Geduld und ethnischer Toleranz üben.

Dann gibt es aber auch Adventisten, die es nicht übers Herz bringen können, Samstag zu arbeiten, was allgemein üblich ist. Dafür überraschen sie Nichteingeweihte mit sonntäglicher Arbeit, die sie natürlich ohne nachbarschaftlicher Hilfe bewerkstelligen müssen. Trotz der allgemeinen Freude am Feiern kommt es immer zu Ausnahmeregelungen, die es den Menschen ermöglichen, bestimmte, günstige Witterungsbedingungen doch dafür zu nutzen, um beispielsweise gemähtes Heu zu wenden. Die großen Feiertage führen die Maroscher zusammen, man sieht sich und läßt sich sehen. Dann kommen die Kostüme zum Einsatz, werden die Häuser geputzt und renoviert, und die schönen handgewebten Decken und Deckchen für alle sichtbar aufgehangen.