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Fotos sind immer subjektive Zeitdokumente. Nähert sich der Fotograf seiner Realität - und es kann immer nur eine Annäherung sein - so werden sich die Fotos mehr und mehr von ihr zu lösen beginnen. Umgekehrt ergeht es dem aufmerksamen Betrachter, der in den Fotos nach Realität sucht.
In der Marmarosch zu fotografieren ist ein Traum für jeden Fotografen. Das liegt in entscheidener Weise darin begründet, daß sich die Landschaft und deren Bewohner in einem für uns noch einzigartigen, ja fast jungfräulichen Dornröschenschlaf befinden. Die Maroscher sind viel zu sehr mit sich selbst und ihrer Arbeit beschäftigt, als das sie Zeit hätten, die Anwesenheit und eigentliche Bedeutung eines Fotografen wahrnehmen können. Selbst wenn sie, wie zufällig, in die Kamera blicken, ist ihr Blick nach Innen gerichtet. Selten sind ihre Gebärden in irgendeiner Weise vorwurfsvoll oder prahlerisch. Vielleicht ist es ihre sprichwörtliche, sich im schweren Rhythmus der Gezeiten herausgebildete Bescheidenheit, ihre schicksalsergebene Gläubigkeit und Schlichtheit, die sie so unbestechlich machen.
Sie sind, was sie sind. Was sie tun und machen hat immer eine tiefere, und uns schwer zugängliche Bedeutung. Sie sind Minimalisten im Alltag, und immer in der Lage, ihre Ängste und erkämpften Sicherheiten augenblicklich über Bord zu werfen. Ihre Hilfsbereitschaft, wenn sie erst richtig "ins Rollen" gekommen ist, kann wie ein großer Stein über uns hinwegrollen.
Menschen in der Marmarosch abzubilden wird immer einfach und schwer zugleich bleiben. Nur allzu deutlich zeigt sich auf jedem Foto die "Reife" des Fotografen, seine Tagesform, und Toleranz. Wer in der Marmarosch fotografiert, der wird auch immer ein belichtetes Stückchen seiner selbst mit nach Hause nehmen. |
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